Interdisziplinär zum Ziel:
Weltweit erste Transplantation zwei kompletter Arme an der TU München

Stuttgart – In der Nacht vom 25. auf den 26. Juli wurden am Klinikum Rechts der Isar unter Leitung Plastischer Chirurgen erstmals zwei ganze Arme transplantiert. Prof. Dr. Edgar Biemer, Leiter der Operation, an der ein rund 40köpfiges Team beteiligt war, zieht rund zwei Monate später eine positive Bilanz zu der interdisziplinären Zusammenarbeit und gibt dem Patienten eine gute Prognose.

Das Kribbeln kehrt zurück
„Der Patient hat seit ca. zwei Wochen keinen Fixateur mehr und ist äußerst mobil“, berichtet Prof. Biemer und führt aus, dass man nach Entfernung des Fixateurs zunächst nach neuen Wegen suchen musste, den Arm zu fixieren, da der Patient ihn ja noch nicht selbst halten könne. Als Lösung wurde eine Art Ochsenjoch konstruiert, mit dem der Arm nun an der Schulter aufgehängt sei. „Im Oberarm setzt bereits ein erstes Kribbeln ein“, freit sich der langjährige Vorstand der Abteilung für Plastische Chirurgie und führt aus, dass es damit erste Anzeichen dafür gebe, dass der Anschluss der Nerven geglückt sei. Da Nerven lediglich ca. 1 Millimeter pro Tag wachsen, werde es aber noch ca. zwei Jahre dauern, bis die Arme voll einsatzfähig seien. „Um bis dahin einen Muskelabbau zu verhindern, erfolgt der neben der Krankengymnastik zweimal täglich eine Elektrostimulation. Der Patient nimmt dies mit viel Einsatz wahr und trägt damit seinen Teil zu einer vollständigen Enervierung bei,“ berichtet der Plastische Chirurg. Auch die immunologische Herausforderung der Transplantation von Knochen und so genanntem weichem Gewebe scheint geglückt: „Obgleich die Immunsuppresiva planmäßig zurückgefahren werden, hat der Patient bis dato keinerlei Abstoßungsreaktionen gezeigt, die Prognose ist damit sehr gut“, schließt Biemer.

Interdisziplinär im Interesse der Patienten
Der Eingriff selbst, so Biemer, wäre ohne die ausgezeichnete Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen nicht möglich gewesen. So stellten sich die Anästhesisten der Herausforderung, die Vitalfunktionen des Hirntoten Spenders zu erhalten und den Empfänger über 16 Stunden in Narkose zu halten. Die Unfallchirurgie habe in Kooperation mit der Handchirurgie die knöcherne Resektion der Spenderarme sowie die Fixation der Spenderarme an die Empfängerarme durchgeführt. Dabei sei es eine besondere Herausforderung gewesen, die Spenderarme richtig abzutrennen, so dass Länge und Durchmesser der Knochen auch mit dem Empfänger kompatibel waren.