Plastische Chirurgie:
Kümmern, Kurieren – und Kommerz?

„Das durchaus provokative Tagungsmotto verdeutlicht das Spannungsfeld, in dem sich unser vielseitiges Fachgebiet behaupten muss“, leitet Prof. Dr. Ernst Magnus Noah ein. Dies gelte für das gesamte Fachgebiet, werde aber verstärkt in der ästhetisch-plastischen Chirurgie wirksam und auch von der Öffentlichkeit adressiert. „Dieser Kongress soll neben der fachlichen Weiterbildung einen Diskussionsraum schaffen und so nicht zuletzt bei jungen Fachärzten sowie Ärzten in der Weiterbildung das Bewusstsein dafür schärfen, dass Plastische und Ästhetische Chirurgen, unabhängig von wirtschaftlichen Anforderungen, vor allem Ärzte sind, bei denen die Sorge und Fürsorge für ihre Patienten oberste Priorität hat“, stellt Prof. Noah klar.

Sorgfältige Indikationsstellung

Befördert durch eine zunehmende Unterfinanzierung, sei der ärztliche Beruf zunehmend von monetärem Druck gekennzeichnet. Dies gelte für Krankenhäuser und Praxen gleichermaßen, führt Prof. Noah aus. „In der ästhetischen Chirurgie sind die Anforderungen besonders hoch, da sich der Patient mit sehr individuellen und nicht akuten Problemen an uns wendet“, berichtet Prof. Noah aus der täglichen Praxis. Er stellt klar, dass eine sorgfältige Indikationsstellung im Zentrum stehen müsse – unabhängig von den ärztlichen Rahmenbedingungen. „Zentrales Thema ist, ob dem Patienten geholfen werden kann, seine Erwartungen realistisch sind und ob der Operateur die technischen und auch chirurgischen Voraussetzungen erfüllt, die Bedürfnisse zu erfüllen – hier ist die gute Selbst- und auch Fremdeinschätzung des Operateurs elementar!“, verdeutlicht der Chefarzt aus Kassel.

Vermittlung in der Weiterbildung zum Facharzt

Eine zentrale Rolle spiele dabei die Weiterbildung. „Aufgabe der Weiterbilder ist es, neben dem chirurgischen Handwerk auch den Umgang mit diesen Patienten zu vermitteln – nicht umsonst ist die ästhetische Chirurgie und deren Indikationsstellung verankerter Bestandteil der Weiterbildung“, betont Prof. Noah. Er berichtet aus seiner eigenen Klinik, dass Assistenzärzte hier frühzeitig eingebunden würden, um ein Gefühl für diesen Bereich zu bekommen. „Mit unserem hauseigenen Ausbildungskonzept für die Ästhetik möchte ich auch Werte vermitteln und sicherstellen, dass die Fachärzte sich ihrer großen Verantwortung bewusst sind“, stellt der Chefarzt klar. Dies erscheine umso notwendiger, je stärker der wirtschaftliche Druck werde und je populärer ästhetische Eingriffe würden. „Ob in der Werbung einiger Anbieter, dem Auftreten von Vermittlungsdiensten oder teils auch durch mediale Berichterstattung – der ästhetisch-plastische Eingriff wird zunehmend auch von Patienten als klassische Ware betrachtet. Aber dies wird er niemals sein“, betont Prof. Noah und weist abschließend darauf hin, dass jeder operative Eingriff Risiken mit sich bringe, dies dürften Ärzte, aber auch Patienten nicht aus den Augen verlieren.