Schönheit ist nicht alles!
DGPRÄC veröffentlicht Statistik zu ästhetischen Operationen

Berlin – Brustvergrößerung, Lidstraffung und Fettabsaugung sind die drei häufigsten ästhetischen Operationen, die Plastische Chirurgen in Deutschland 2011 vorgenommen haben. Dies geht aus einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) hervor, die repräsentative Zahlen zu 885 in Deutschland tätigen Fachärzten für Plastische Chirurgie veröffentlichte. Insgesamt zählte die DGPRÄC rund 138.500 ästhetisch-plastische Eingriffe – dies entspricht etwa einem Drittel der gesamten plastisch-chirurgischen Eingriffe. Hinzu kommen fast 132.000 Faltenunterspritzungen mit Botulinumtoxin, Hyaluronsäure und anderen Präparaten.

Nur 1,3 Prozent Minderjährige
Der Anteil der „Schönheitsoperationen“ am Gesamtvolumen der plastisch-chirurgischen Operationen ist mit 30 Prozent nur leicht gestiegen. Bereits 2004 lag der Anteil bei etwa einem Viertel. „Dies zeigt sehr deutlich, dass die Plastische Chirurgie mehr als ,Schönheitschirurgie’ beinhaltet und die Ästhetische Chirurgie als eine der vier Säulen des Faches lediglich einen Teil des breiten Spektrums darstellt“, betont Prof. Peter M. Vogt, Präsident der DGPRÄC. „Dabei basiert die Ästhetische Chirurgie in der Regel auf den in der Rekonstruktiven Chirurgie erworbenen Fertigkeiten.“ Operationen an Unter-18-Jährigen stellen mit einem Anteil von lediglich 1,3 Prozent ein verschwindend kleines Phänomen dar. „Die mit Abstand meisten OPs sind dabei Ohrkorrekturen – andere Eingriffe kommen kaum vor“, stellt Prof. Vogt fest.

Fast jeder sechste Patient ist männlich
Der Männer-Anteil der „Schönheitsoperationen“ liegt bei durchschnittlich 16 Prozent (ohne Faltenunterspritzungen). Nur bei Haartransplantationen sind männliche Patienten mit 81 Prozent in der Überzahl. Bei Ohrkorrekturen ist mit 34 Prozent jeder dritte Patient ein Mann, bei den Kinnkorrekturen sind 32 Prozent männliche Patienten. Den geringsten Männer-Anteil haben Eingriffe wie Oberschenkelstraffungen (sechs Prozent) oder Oberarmstraffungen (vier Prozent). Nur jeder zehnte Patient ist bei den Faltenunterspritzungen ein Mann. „Die Statistik bildet deutlich die Problemzonen des Mannes ab – Haarausfall, abstehende Ohren, ein wenig markantes Kinn“, erklärt Prof. Vogt. „Dafür ist das männliche Bindegewebe an Oberschenkel und Oberarm nicht so sehr das Problem.“

Anstieg bei Faltenunterspritzungen
Den „klassischen“ operativen Eingriffen stehen fast ebenso viele Faltenunterspritzungen gegenüber. Die Aussagekraft dieser Zahl ist jedoch eher gering. „Zum einen kommt die hohe Zahl dadurch zustande, dass Botulinumtoxin und Hyaluronsäure regelmäßig nachgespritzt werden müssen“, erklärt Prof. Vogt. „Außerdem bieten viele andere Arztgruppen ebenfalls Unterspritzungen an, so dass die Gesamtzahl mit Sicherheit deutlich größer ist. Selbst Heilpraktiker und Kosmetiker unterspritzen heute schon Falten, wobei Kosmetiker dazu nicht befugt sind.“ Einer aktuellen Umfrage der „British Association of Aesthetic Plastic Surgeons” (BAAPS) zufolge mussten bereits 69 Prozent der britischen Plastischen Chirurgen die Komplikationen externer Faltenunterspritzungen korrigieren. Hauptsächlich seien dafür unqualifizierte Anwender verantwortlich.

Schamlippen kein Randthema mehr
Auch zum Thema Intimchirurgie befragte die DGPRÄC ihre Mitglieder. Wie erwartet ist dabei die Penis-Korrektur mit rund 150 Eingriffen eher ein Randthema. Bereits Ende 2011 hatte die DGPRÄC den angeblichen „Trend“ zur Penisverlängerung kritisch hinterfragt. Anders sieht es bei der Korrektur von Schamlippen aus. Mehr als 5400 Eingriffe zeigen deutlich, dass diese Eingriffe in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. „Wir werden darüber diskutieren müssen, wie man mit dem Thema umgeht. In vielen Fällen sind die Eingriffe notwendig, etwa bei stark vergrößerten, schmerzhaften Schamlippen. Aber natürlich sorgt die starke mediale Aufmerksamkeit auch dafür, dass viele Frauen ihre Schamlippen nicht mehr als ,schön‘ empfinden“, sagt Prof. Vogt. „Da es auf dem Gebiet noch an Standards mangelt, arbeitet die DGPRÄC bereits an einer interdisziplinären S1-Leitlinie zur Intimchirurgie der Frau.“

 

Methodik der Umfrage
Die DGPRÄC-Umfrage 2011 basiert auf den ausgefüllten Formularen, welche die Eingriffe von 257 Ordentlichen Mitgliedern dokumentierten. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 29 Prozent. Die Ergebnisse wurden auf die 885 in Deutschland aktiven Ordentlichen Mitglieder hochgerechnet. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Verteilung der Institutionen (Universitätsklinik, Krankenhaus, Praxis, Privatklinik, Praxisklinik) bei Basiszahlen und Hochrechnung annähernd gleich waren. Über 95 Prozent der Plastischen Chirurgen in Deutschland sind in der DGPRÄC organisiert.

Quellen:

British Association of Aesthetic Plastic Surgeons: „Two out of three surgeons seeing botched filler ops”:
www.baaps.org.uk/about-us/press-releases/1500-two-out-of-three-surgeons-seeing-botched-filler-ops