Eigenfettinjektion in Ästhetik und Rekonstruktion:
Indikationen, Risiken, Nutzen und Forschungsstand

Dresden – „Die so genannte autologe Fetttransplantation, also das Einbringen von zuvor an anderer Stelle entnommenem Fettgewebe oder -zellen, erlebt nach ihrer Erstanwendung vor über hundert Jahren eine Renaissance“, berichtet Prof. Pallua einleitend. Sowohl im Bereich der Rekonstruktion werde sie eingesetzt, zum Beispiel nach Brustkrebs oder zur Narbentherapie – aber ebenso in der Ästhetik, hier etwa zur Unterfütterung des Gesichtes, Verjüngung der Hand oder Vergrößerung der Brust. In allen Bereichen werde dabei angestrebt, dass möglichst viele Zellen den Prozess überstehen und es nicht zu einem Abbau des eingespritzten Fettgewebes kommt.

Entscheidend: Die Entnahme- und Aufbereitungstechnik

„Das Gewebe wird durch Fettabsaugung gewonnen, wobei der Ort der Entnahme nach aktuellem Forschungsstand unerheblich ist. Der Operateur muss darauf achten, dass bei der Entnahme möglichst wenig Sog ausgeübt wird, so dass die Zellen nicht platzen“, führt der Plastische und Ästhetische Chirurg aus und ergänzt, dass neben der Entnahmeform die Aufbereitung der Zellen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg habe. Insgesamt gebe es derzeit mehrere Verfahren, die verschiedene Formen der Entnahme mit unterschiedlicher Zellaufbereitungs- und Injektionstechniken verbinden. Dabei würden zur Entnahme und Injektion unterschiedliche Kanülen verwendet. Die Aufbereitung, bei der die Zellen gereinigt werden, erfolge auf verschiedene Art und Weise. Bei einem Verfahren würden die im Fettgewebe enthaltenen Stroma- und Stammzellen isoliert und schließlich in höherer Konzentration wieder beigefügt. „Um eine gute Einheilung zu erreichen, wird das aufbereitete Fett durch mehrere Einstiche in kleinen Mengen und in verschiedenen Schichten ins Gewebe injiziert“, erläutert Prof. Pallua. Zusätzlich führt er aus, dass in Deutschland alle operativen Schritte während eines einzigen Eingriffes erfolgen müssen, da sonst gegen das Gewebegesetz verstoßen werde.

Risiken und Nebenwirkungen

„Bei der Injektion von zu großen Fettzelltransplantaten auf kleinem Raum können diese nicht optimal von den Gefäßen aus der Umgebung ernährt werden. Die Fettzellen gehen zugrunde. Durch die abgestorbenen Zellen kann es zu Ölzysten und Verkalkungen kommen. Der behandelnde Arzt sollte daher ausreichende Erfahrungen mit der Methode haben“, warnt Prof. Pallua. Er ergänzt, dass dieses Risiko auch bei Injektionen von Zellen bestünde, die bei der Absaugung zerstört wurden.

Prof. Pallua konnte in einer eigenen Studie nachweisen, dass das transplantierte Gewebe hohe Mengen an Wachstumsfaktoren enthält, welche für die Blutversorgung des transplantierten Fettgewebes mit verantwortlich sind. Derzeit gibt es keine Hinweise, dass diese Wachstumsfaktoren oder die transplantierten Stammzellen zu einem erhöhten Krebsrisiko führen. Dies stellte die DGPRÄC bereits im Rahmen einer Konsensus-Konferenz fest. Die Patienten sind jedoch über ein mögliches Risiko zu informieren. In Zukunft müssen Studien beweisen, dass die autologe Fetttransplantation einschließlich der enthaltenen Stammzellen selbst bei Patienten mit Krebs in der Vorgeschichte kein erhöhtes Risiko beinhaltet.