Vier Augen sehen mehr als zwei:
Interdisziplinäre Kooperation im Mammazentrum Ostsachsen

Dresden – „Bei über 55.100 Brustkrebsneuerkrankungen in Deutschland, davon über 2800 in Sachsen, ist eine qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten unerlässlich“, konstatiert Dr. Steffen Handstein, Chefarzt der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Brustchirurgie am Klinikum Görlitz. Einen erheblichen Beitrag bei der Versorgung der betroffenen Patienten leistet das 2001 gegründete Mammazentrum Ostsachsen. Jährlich werden hier etwa 450 Eingriffe an der weiblichen Brust bei Krebserkrankungen durchgeführt und ca. 250 Eingriffe aufgrund sonstiger krankhafter Veränderungen oder aus ästhetischen Gründen.

Qualitätsgesichert und interdisziplinär

„Qualitätssicherung und interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Wohle unserer Patienten waren uns schon immer ein großes Anliegen und so freut es mich besonders, dass wir im August bereits zum dritten Mal von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie zertifiziert wurden“, berichtet Dr. Handstein stolz. Wie der Prüfer vor Ort feststellte, schneidet das Mammazentrum in Diagnostik, Therapie und Nachsorge sowie Organisation, Dokumentation, Datenauswertung und Kooperation mit Niedergelassenen Ärzten und Sanitätshäusern ausgezeichnet ab, freut sich Dr. Handstein. „Exzellente Kooperation mit Fachärzten für Pathologie, radiologische Diagnostik, Gynäkologie, Plastische Chirurgie, Strahlentherapie, internistische Onkologie, Nuklearmedizin sowie Mitarbeitern der Physiotherapie, des Sozialdienstes und einer Psychologin, eine Zentrumskoordinatorin und ein kompetentes Schwestern- und Pflegeteam machen diesen Erfolg möglich“, betont der Chefarzt und sieht darin auch den besonderen Reiz der Behandlung von Brustkrebspatientinnen im Zentrum. Selten, so Handstein, seien so viele Berufsgruppen über einen längeren Zeitpunkt mit einem Patienten beschäftigt. „Dabei können alle viel voneinander lernen“, berichtet Handstein aus der täglichen Praxis. Steigende Patientenzahlen belegen, dass dies auch von den Patienten bemerkt wird und sich herumspricht.

Forschung im Dienst der Patientinnen & Patienten

Die enge Einbindung der Plastischen Chirurgie in die Behandlungskette bietet den betroffenen Frauen die Chance, bereits vor der ersten Operation ggf. später gewünschte oder erforderliche Rekonstruktionsschritte in die Therapieplanung einzubeziehen. „Alle verfügbaren Behandlungsverfahren – von der Tumorentfernung über die Bestrahlung und/oder Chemotherapie bis hin zum Wiederaufbau der Brust mit Implantat, Expander oder Eigengewebe – stehen bei uns zur Verfügung“, berichtet Handstein und weist auf zwei Besonderheiten im Mammazentrum Ostsachsen hin. Zum einen werde bereits seit Jahren bei jeder Patientin vor einem Brust erhaltenden Eingriff (also einer Entfernung des Tumors, ohne die Brust abzunehmen) ein MRT durchgeführt. „Durch die Kombination dieser zusätzlichen bildgebenden Diagnostik lassen sich häufiger Hinweise auf weitere Krebsherde oder auch die Ausdehnung von Krebsvorstufen erkennen, als es im Allgemeinen angenommen wird. Wir können so die Operations- wie die gesamte Behandlungsplanung gemeinsam mit der Patientin individuell anpassen und denken, so langfristig auch die Rückfallquote geringer zu halten“, berichtet Dr. Handstein. Auch eine zweite Besonderheit des Zentrums sei mit bildgebender Diagnostik verbunden: „Bereits seit 2001 operieren wir bei der Brust erhaltenden Therapie mit Ultraschall, das heißt, wir haben eine deutlich besseres Gefühl für das Gewebe als mit allein dem tastenden Finger oder die Sicht mit dem bloßem Auge“, erläutert Dr. Handstein. Der Nutzen dieses Vorgehens hatte sich schon bei der Aufarbeitung der Daten aus zurückliegenden Jahren bewiesen und wird zudem aktuell in einer großen prospektiven Studie geprüft. Und so bestätigte auch der Auditor der Zertifizierungsgesellschaft „OnkoZert“, dass die hohe Anzahl von durchgeführten Studien am Mammazentrum für eine auf neuesten medizinischen Erkenntnissen basierende Therapie spreche.